P. Eggenberger u.a.: Vom spätantiken Mausoleum zur Pfarrkirche

Cover
Titel
Vom spätantiken Mausoleum zur Pfarrkirche. Die archäologische Untersuchung der Kirche von Biel-Mett


Autor(en)
Eggenberger, Peter
Herausgeber
Archäologischer Dienst des Kantons Bern
Reihe
Hefte zur Archäologie im Kanton Bern
Erschienen
Bern 2016: Archäologischer Dienst des Kantons Bern
Anzahl Seiten
275 S.
von
Raphael Germann

Als an der Kirche Biel-Mett Sanierungsarbeiten nötig wurden, nutzte man die Gelegenheit, die ehemalige Dorfkirche von Mett (französisch Mâche) im Winter 1975 / 76 archäologisch zu untersuchen. Die Erforschung des seit der Eingemeindung von Mett in die Stadt Biel als Quartierkirche dienenden Gebäudes ergab, dass es älter ist, als man vermutet hatte. 2016 ist nun eine aufgearbeitete Gesamtauswertung dieser Grabung erschienen, an der mehrere Forscher beteiligt waren. Das Buch ist zudem der Auftakt der neuen Reihe Hefte zur Archäologie im Kanton Bern.

Peter Eggenberger stellt in einem ersten Teil die Ergebnisse der archäologischen Forschungen vor. Das älteste Gebäude, das nachgewiesen werden konnte, ist ein spätantikes Mausoleum (Mitte des 4. Jh.). Ein ungefähr 300 Jahre jüngeres Mausoleum wurde durch eine Kirche ersetzt. Diese Kirche diente weiterhin als Grabanlage. Bestattungen fanden ausser- wie innerhalb des Gebäudes statt. Das Gotteshaus wurde bis in die Gegenwart mehrmals umgebaut respektive verändert. Auch die letzte Umbauphase von 1974 / 77 wird im Bericht kurz erwähnt. Datierungen, Schlussfolgerungen und Abläufe der zehn Bauphasen werden so wiedergegeben, dass auch ein Leser, eine Leserin ohne archäologisches Hintergrundwissen dem Bericht folgen kann. Vergleiche und die Einbettung in den historischen Kontext machen den Text gut verständlich und auch für einen Historiker interessant.

In einem zweiten Teil werden die Funde der Ausgrabung durch mehrere Autoren vorgestellt. Martin Bossert beschreibt beispielsweise die Spolien (wiederverwendete Steine). Er zeigt, dass einige Steinfragmente aus älteren römischen Vorgängerbauten stammen. Danielle Decrouez ergänzt diese Untersuchung mit einer petrografischen Analyse. Frank Siegmund berichtet von den Funden in den Gräbern. Die Funde ermöglichen zum Teil, die Gräber sowie die Kirchenbauphasen chronologisch einzuordnen. Eine Zwiebelknopffibel (Kleiderspange) spielt für die Datierung des ersten (ältesten) Grabes eine wesentliche Rolle. Frühmittelalterliche Gräber sind schwieriger einzuordnen, weil es zum einen nicht viele Grabbeigaben gibt und zum anderen verschiedene Chronologiesysteme der Merowingerzeit existieren. Der Autor geht auf diese Probleme ein und stellt mehrere Lösungen für eine Datierung vor. Es wird auch versucht, anhand der Grabbeigaben eine ethnische sowie soziale Einordnung der Gräber vorzunehmen. Der Bestattete im ältesten Grab hatte wahrscheinlich eine sehr hohe soziale Stellung. Davon zeugen neben der bereits erwähnten Fibel diverse Glasbeigaben. Sylvia Fünfschilling stellt diese Glasbeigaben vor, deren Prunkstück ein grosser Becher ist, der die Titelseite der Publikation ziert. Ergänzt wird die Untersuchung der Glasbeigaben durch den Bericht über die Glaszusammensetzung des Bechers von Stefanie Nagel und Boaz Paz. Lara Tremblay präsentiert die Funde, die nicht in Gräbern waren. Ein Dekorfragmentstück wird von Michel E. Fuchs beschrieben, die einzige Fundmünze aus dem Jahr 1446 von Suzanne Frey-Kupper. Dieser zweite Teil der Publikation ist sehr detailund umfangreich.

Der dritte Teil beinhaltet den anthropologischen Bericht von Susi Ulrich-Bochsler und Elisabeth Schäublin über die 136 Gräber mit den 238 Bestattungen. Einige Gräber wurden mehrmals verwendet oder als Ossarien (Knochendeponien) gebraucht. Die Anzahl der bestatteten Individuen ist nicht ganz sicher. Obwohl die Autorinnen betonen, dass die Ausgräber ihre Arbeit für die damalige Zeit gut gemacht hätten, bemängeln sie, dass es ihnen damals im Allgemeinen am richtigen Umgang mit menschlichen Überresten fehlte. Anthropologen verbrachten zwar einen halben Tag auf der Grabung, aber erst, als die meisten Gräber bereits geborgen waren. Trotz der Mängel konnten Alter und Geschlecht der Bestatteten bestimmt werden und liessen sich anhand der Knochen und Zähne verschiedene (mögliche) Krankheiten oder Anomalien erkennen (beispielsweise Karies, Schädelverletzungen, Knochenbrüche, Mangelerscheinungen).

Obwohl Abkürzungen, Fachausdrücke und Methoden erklärt werden, ist ein gewisses Hintergrundwissen für das Textverständnis im zweiten und dritten Teil hilfreich. Insgesamt ist die Publikation aber ein interessantes und durch Grafiken, Pläne, Vergleiche und (farbige) Abbildungen verständliches Werk.

Zitierweise:
Raphael Germann: Rezension zu: Burri, Jacqueline: Die «gute» Waldwirtschaft. Wandel und Kontinuität in der Wahrnehmung und Bewirtschaftung des Waldes am Beispiel des Gantrischgebietes 1848 – 1997. (Berner Forschungen zur Regionalgeschichte, Bd. 18). Nordhausen: Traugott Bautz 2015. Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 80 Nr. 2, 2018, S. 134-136.

Redaktion
Autor(en)
Beiträger
Zuerst veröffentlicht in

Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 80 Nr. 2, 2018, S. 134-136.

Weitere Informationen
Klassifikation
Region(en)
Thema
Mehr zum Buch
Inhalte und Rezensionen
Verfügbarkeit